Christina Heß

CHRISTINA MACHT WAS

Veggie. Lecker. Anders.

Jan Thorbecke Verlag

INHALT

Vorwort

Basics & Tipp

Kopf: lecker & gesund

Nase: Exotisches

Herz: Lieblingsrezepte

Bauch: Soulfood

Hände: Kneten & Backen

Danksagung

Über die Autorin

Über das Buch

Impressum

Hinweise des Verlags

Leseempfehlung

VORWORT

Image MEINE LIEBEN LESER, so starte ich seit August 2012 jeden Blogpost – und dass ich das irgendwann mal schreibe, um es in einem Buch zu lesen, kann ich immer noch nicht fassen. Hätte mir damals jemand an diesem schicksalhaften Tag, als ich meinen Blog, unter einem Apfelbaum im Garten meiner Eltern liegend, startete, gesagt, dass ich irgendwann mal ein Kochbuch schreiben würde … Tja, ich hätte wahrscheinlich nur milde gelächelt und abgewunken.

Und so möchte ich dir, wertem Leser, erzählen, wie es überhaupt so weit kam, dass du nun dieses Buch in den Händen halten darfst.

Alles begann Mitte 2004. Denn in diesem Jahr beschloss ich (im zarten Alter von 14) holterdiepolter Vegetarierin zu werden. Meine Mutter und ich fuhren zu weiter entfernt lebenden Verwandten, und ich sah auf der Autobahn einen Tiertransporter nach dem anderen. Wir setzten uns in der Schule zu diesem Zeitpunkt gerade mit Tieren auseinander und schauten z.B. auch Peta-Videos. Der Gedanke, Tiere nicht mehr essen zu wollen, schwirrte also schon länger in meinem Kopf herum. Nach dem gefühlt 100. Transporter reichte es mir und ich sagte zu meiner Mutter: »Ab heute esse ich kein Fleisch mehr.« Sie sah mich etwas verdutzt an, sagte aber weiter nichts dazu. Also zog ich es von diesem Tag an durch – meine erste Amtshandlung als waschechte Vegetarierin war es, die Salami von meinem mitgebrachten Brötchen zu nehmen und es als Butterbrot zu vertilgen. Abends grillten wir dann bei meinen Verwandten, und auch da blieb ich standhaft und aß eben nur Beilagen. Seit diesem Tag habe ich kein Lebewesen mit einem Gehirn und Augen, die diese Welt genauso sehen wie ich, mehr gegessen.

Ich muss vielleicht erwähnen, dass ich in Nordhessen lebe. Dort, umgeben von Fleischessern und Ahle–Wurscht–Fanatikern, war ich also als Vegetarierin ziemlich allein auf weiter Flur. Und auch in meiner Familie war ich allein mit meinen neuen Idealen. Gott sei Dank sind sie eigentlich alle ziemlich tolerant, und bis auf ein paar Täuschungsmanöver meiner Mum am Anfang (»Neeeein, da ist kein Speck dran …«) akzeptierten sie es alle nach und nach. Nun war 2004 nicht 2016, und das Angebot an vegetarischen Alternativen war sehr begrenzt. Mein erstes Mal Tofu war auch so gar nicht von Erfolg gekrönt, und ich bin auch heute nicht daran interessiert, viel Soja in meine tägliche Ernährung aufzunehmen. Ich musste mich also damals selbst mit dem Kochen und Zubereiten meiner Speisen beschäftigen; und das war das Beste, was mir passieren konnte. Denn genau das entfachte meine Leidenschaft fürs Kochen & Backen und die gipfelt heute und hier in diesem Büchlein.

Ich möchte auf keinen Fall, lieber Leser, dass du denkst, das hier soll ein Manifest der Tierrechte sein. Denn ich habe bisher genau zwei Dinge während meines Vegetarierdaseins gelernt:

1. MISSIONIEREN BRINGT NICHTS – UND

2. DES MENSCHEN WILLE IST SEIN HIMMELREICH.

Ich möchte keine Fleischwurst oder Gelatine untergejubelt bekommen, also juble ich keinem eine Tofuwurst unter.

Jeder soll so essen, wie er es möchte und wie er es mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Allerdings freue ich mich, dass du anscheinend Interesse an der vegetarischen Küche hast, da du dir gerade diese endlosen Zeilen hier durchliest.

Als Vegetarierin kann ich es allerdings niemandem so richtig Recht machen: Den Fleischessern mache ich Umstände und den Veganern gehe ich nicht weit genug. Man kann in dieser Welt, in der es immer einen gibt, der gesünder isst, nicht gewinnen. Und das will ich auch gar nicht. Ich liebe überbackene Dinge mit massig fettigem Käse – dass ich das nicht täglich esse, ist klar. Aber weißt du was, werter Leser? Nach über 10 Jahren der vegetarischen Ernährung wiege ich nicht 45 Kilogramm & bin nicht an Mangelerscheinungen gestorben (wie von manchen netten Menschen prophezeit), sondern habe eine normale Figur – vielleicht ja sogar das eine oder andere Pfund zu viel (ich rechne ja täglich mit einem Kidnapping–Versuch, da kann das nicht schaden). Ich kann mich ausreichend ernähren, habe Einiges an Wissen über Ernährung angehäuft und kann meine Meinung anderen gegenüber vertreten. Und das Allerwichtigste: Ich genieße mein Essen wie niemals zuvor. Ich denke, mich hat meine Lebensweise zu einem besseren Menschen gemacht – nicht besser als andere, versteh’ mich nicht falsch, sondern zu einem besseren Ich. Ich bin bei mir angekommen, weiß wer ich sein will, liebe meinen Lebensstil und stehe dazu.

Meine Entscheidung an diesem Tag im Jahr 2004 ist der Grund, wieso du, werter Leser, heute dieses Buch in deinen Händen hältst. Aber nun genug der Worte: Lass es dir schmecken & besuch mich doch mal auf meinem Blog!

PS: Alle Bilder in diesem Buch wurden von mir geschossen – ich lege Wert auf leckere Rezepte und versuche, mein Gericht so gut es geht in Szene zu setzen. Viele vergessen, dass Foodblogger ihr gekochtes Essen auch gerne warm essen, also lässt man sich mit den Fotos nicht stundenlang Zeit. Ich habe kein Studio und keine Foodstylisten, die mir alles schön drapieren. Nein, diese Fotos sind genauso wie die auf meinem Blog entstanden: mit viel Liebe & bei mir zu Hause. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, sie so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, und ich hoffe, sie gefallen dir genauso wie mir.

BASICS & TIPPS

Ein paar Kleinigkeiten bevor wir starten:

Image Keine halben Sachen – Butter muss Butter bleiben. Wenn ihr Halbfett- oder Diätprodukte verwendet, werden eure Backwerke nichts, und das wäre doch wirklich schade.

Image Wenn ich in Rezepten Vanille schreibe, meine ich gemahlene Vanilleschoten aus dem Reformhaus/Bioladen. Investiert die paar Euro und tut eurem Backwerk den Gefallen.

Image Ich backe mit Heißluft/Umluft. Sollte es mal anders sein, schreibe ich euch das im Rezept dazu.

Image Jeder Ofen ist anders. Verlasst euch bitte nicht nur auf die Zeitangaben hier in den Rezepten, sondern lasst eure Intuition spielen. Eine Stäbchenprobe ist immer hilfreich.

Image Ihr braucht keine 10.000 Euro–Küche, um tolle Gerichte zu zaubern, allerdings solltet ihr vielleicht darüber nachdenken, ob ihr euer Geld in gutes Küchenequipment anlegen wollt. Ihr braucht für einige meiner Rezepte einen sehr guten Mixer (ab ca. 30.000 Umdrehungen, auch Hochleistungsmixer genannt). Ja, sie sind eine Investition – aber es lohnt sich. Meine KitchenAid würde ich auch für nichts auf der Welt hergeben (und die habe ich mir zusammengespart!).

Image Nehmt euch ZEIT zum Backen & Kochen! Ständig lese ich nur: »Hat jemand ein ganz schnelles Rezept für XY?! Habe absolut keine Zeit und will keinen Aufwand!« – Nunja. Dann lasst es gleich bleiben. Wenn ich unter Zeitdruck stehe, gelingt mir nie ein Kuchen … Daher plant rechtzeitig Backzeit ein und schafft euch Freiräume für kreatives (und zeitdruckloses) Kochen/Backen.

Image Nehmt keine minderwertigen Back- & Kochzutaten. Man kann nicht erwarten, dass ein Backwerk hervorragend schmeckt, wenn man ranziges Mehl oder schimmlige Hefe verwendet.

Image Und last but not least: Lest euch meine Rezepte bitte immer zuerst komplett durch, bevor ihr loslegt.

HEFETEIG 1 × 1

Hefeteig kann manchmal etwas störrisch sein, daher habe ich mal ein paar Tipps zusammengeschrieben, die euch bestimmt helfen werden.

Fangen wir damit an, dass Hefebakterien Lebewesen sind. Sie fühlen sich als Würfel im Kühlschrank wohl, aber zu krasse Temperaturunterschiede überleben sie nicht. Bakterien ernähren sich mit Vorliebe von Zucker; zu viel Salz mögen sie nicht. Grundregel ist beim herzhaften Hefeteig: 2 g Salz pro 100 g Mehl (ansonsten nur 1 Prise).

DAS HEISST:

Hefewürfel bis zur Verwendung im Kühlschrank aufbewahren und immer mal wieder auf Schimmel untersuchen.

Hefewürfel mit lauwarmen Wasser und einer Prise Zucker auflösen.

Hefeteig an einem normal warmen Fleckchen in der Küche in Ruhe gehen lassen.

Hefeteig immer gut durchkneten.

500 g Mehl auf ½ Würfel Hefe oder 7 g (ca. 1 TL) Trockenhefe.

So. Das war’s schon. Ich stelle meinen Teig einfach in der Schüssel in meine Küche auf die Arbeitsfläche – nix mit bei 50 °C in den Ofen (was eine Energieverschwendung!) oder an einen besonders warmen Platz. Nonsens! Meiner geht immer hoch, auch wenn er keine Extrabehandlung bekommt.

Ich mag das mit den Kuhlen im Mehl nicht, also löse ich meine Hefe in einem Messbecher auf und verwende ihn hinterher, um meine restlichen flüssigen Zutaten abzumessen. Dann kommt auch der letzte Rest Hefe mit in den Teig.

Außerdem ist es wichtig, dass ihr den Teig erst dann richtig würzt, wenn die Gehzeit vorbei ist. Größere Mengen Salz etc. also erst dann hinzugeben, wenn ihr ihn verwenden wollt.

Erstmal das Grundrezept für herzhafte Pizzen, Zwiebelkuchen, Pizzaröllchen, Brötchen …

Für 1 Blech oder 2 runde Pizzen

ZUTATEN

½ Würfel frische Hefe oder 7 g Trockenhefe

1 Prise Zucker

400–500 g Mehl (egal ob Vollkorn, halb Weißmehl und halb Vollkorn oder mit ein bisschen Maismehl bzw. Grieß)

8–10 g Salz

3–5 EL Olivenöl

ca. 200–300 ml Wasser

ZUBEREITUNG

Den Hefewürfel mit etwas lauwarmem Wasser und einer Prise Zucker in einen Messbecher geben und umrühren, damit er sich auflöst. Das Mehl und das Salz in eine große Schüssel geben und vermischen. Das Olivenöl in das Hefewasser geben, verrühren und auf das Mehl gießen. Einen Knethaken in die Maschine spannen oder mit der Hand anfangen zu kneten. Nach und nach Wasser hinzugeben, bis der Teig sehr geschmeidig und nicht mehr trocken, aber auch nicht klebrig ist. Bei z.B. Vollkornteig kann es sein, dass ihr etwas mehr Wasser braucht, aber das werdet ihr beim Kneten schon sehen.

Wenn der Teig die gewünschte Konsistenz hat, die Ränder der Schüssel mit ein bisschen Öl benetzen. Den Teig jetzt erst einmal 1 Stunde in Ruhe gehen lassen; dazu einfach in der Küche auf die Arbeitsplatte stellen, mit einem leicht feuchten Küchenhandtuch bedeckt (schützt vor dem Austrocknen).

Nach dieser Stunde könnt ihr jetzt auch jede Menge Gewürze hinzufügen, um eurem Teig einen Extrakick zu geben: Käse, Paprikapulver, Chili, mehr Salz, Knoblauch oder doch lieber Rosmarin & Lavendelblüten? Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

Backt ihr z.B. einen Blechkuchen oder eine Blechpizza, so braucht ihr bei ca. 180–200 °C Ober- und Unterhitze etwa 45–60 Minuten zum Durchbacken. Ihr müsst auf jeden Fall Garproben durchführen – und ich würde euch sowieso eher zu einzelnen runden Pizzen raten, denn dann werden sie knuspriger (siehe Seite 130).

UM DEN TEIG FÜR DIE SÜSSE VARIANTE ABZUWANDELN, benutzt ihr einfach statt Olivenöl ein geschmacksneutraleres Öl wie z.B. Sonnenblumenöl. Außerdem füge ich ca. 50–100 g Zucker hinzu; je nachdem, wie süß der Teig werden soll. Aber ansonsten bleibt alles genau gleich. Ein guter Hefeteig braucht nicht Tausende von Zutaten, die können obendrauf noch genug glänzen.

QUARK-ÖL-TEIG 1 × 1

Meine zweitliebste Teigsorte ist der Quark-Öl-Teig. Ich nehme ihn immer dann, wenn keine Zeit für einen Hefeteig ist oder ich einen Teig brauche, der nicht so aufgeht wie ein Hefeteig, sich aber genauso verarbeiten lässt. Auch nehme ich diesen Teig um Einiges lieber für Obst-Blechkuchen, denn er wird beim Backen nicht so staubtrocken wie Hefeteig.

Für 1 Backblech

ZUTATEN

250 g Magerquark

6 EL Sonnenblumenöl

6 EL Milch

400 g Mehl

½ Pk. Backpulver

1 TL Salz

ZUBEREITUNG

Alles zu einem Teig kneten und sofort verwenden. Süße Variante: noch 100 g Zucker hinzufügen und das Salz auf eine Prise reduzieren.